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Reiseradio 090 – Dieter Müller-Elmau Hotelier des Jahres / Robinson bekommt Special Award für Innovation / Mein Schiff 3 – erste Einzelheiten von Richard Vogel / TUI Fly und die Lust am Emissionshandel

Diese Woche wurde der Hotelier des Jahres ausgezeichnet in Berlin auf einer großen Gala. Und dieses Mal steckt der Deutsche Fachverlag dahinter mit seiner AGHZ, der Allgemeinen Hotel- und Gastronomie-Zeitung. Sozusagen dem Börsenblatt für die Branche.

Als Journalist ist man ja mittlerweile etwas vorsichtig geworden bei all diesen Ehrungen, denn sie sind tatsächlich unüberschaubar. Fast jeder Führer durch Küchen und Betten macht alljährlich sein Ranking. Da gibt es Veranstaltungen mit so vielen Preisträgern, dass der Hausfotograf hinterher selbst mit dem schönsten Weitwinkel nicht mehr alle aufs Bild bekommt. Und oft kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, die Auszeichnung wird nicht ganz uneigennützig verliehen und muss von Seiten der Geehrten durchaus mit Geld oder Sachleistungen kompensiert werden.

Nun sind es ja durchaus nicht die Schlechten, die sicher auch wohlverdient zu Ruhm und Ehre kommen. Und wenn ein Betrieb viel Geld in die Hand nimmt, um zum Beispiel ein protziges Messingschild mit dem 6-Star-Brilliant-Award neben die Tür zu nageln, dann wird es sich in seinen Augen auch rechnen für die Marketing-Wirkung.

Der Hotelier des Jahres, um den es heute geht, hat das wirklich nicht nötig. Ganz sicher nicht. Schloss Elmau. Das ist ein Name für die A-Prominenz aus Politik, Gesellschaft, Wissenschaft und Kultur, es ist gleichzeitig ein Familienhotel und ein Spa-5-Sterne-Superior Resort. Der Mann, dem es mehrheitlich gehört, ist Dietmar Müller-Elmau. Ein Hotelier, der sich nicht als Hotelier fühlt, wie er mir im Gespräch verriet. Freuen Sie sich auf eine hochsympathische, kluge Plauderei.

Und es wurde noch – oder besser gesagt, nur noch – ein zweiter Award vor über 1000 Hoteliers ausgelobt. Für eine Hotelgruppe, die für eine ganze Urlaubs-Philosophie steht: Eine, die sehr konträr zum vorherrschenden festlichen Outfit der geladenen Fachgäste steht: der Robinson-Club wurde geehrt für seine Innovation und internationale Strahlkraft. Wenn das kein Zeichen war, dass der permanente Kindergeburtstag für Erwachsene nach Jahrzehnten in höchst seriösen Sphären gelandet ist… Ich sprach mit Ingo Burmester über die Metamorphose des Konzepts und seine geheimen Wünsche, wenn er nicht gerade das Unternehmen führen müsste…

Richard Vogel ist, na ja, der Flotten-Admiral bei TUI Cruises und erlebt gerade ein Wechselbad der Gefühle. Auf der einen Seite Vorfreude, dass endlich ein komplett neues 3. Schiff entsteht, auf der anderen Seite getrieben durch den Kollateralschaden der havarierten Concordia, der alle Kreuzfahrtunternehmen derzeit verunsichert. Und auch neben der menschlichen Tragödie Millionenverluste beschert. Ich traf Richard Vogel direkt nach seiner Landung aus Turku, wo er in der Werft die Pläne des neuen Flaggschiffs kontrollierte.

In der Luftfahrt gab es gefühlt kaum ein größeres Aufreger-Thema in den vergangenen Wochen, als den Emissionshandel. Das spielte schrill bis in die Außenpolitik der EU vor allem mit Amerika, Russland und China. Und man sah vor seinem geistigen Auge schon ausländische Fluglinien, die von Kampfjets escortiert sicherstellen wollten, dass ihnen kein Emissions-Euro berechnet wird… Ist natürlich alles Quatsch. Vor allem, wenn man mal genau nachrechnet, um welche Summen es tatsächlich geht – im Vergleich zu den horrend teurer werdenden Kerosin-Kosten für alle. Trotzdem irritierte , vorsichtig gesagt,  der TUIFly Chef Dieter Nirschl seine Airline-Kollegen mit ihrer Haltung – „wenn, dann nur, wenn alle weltweit mitmachen“ –  als er jetzt bekundete: Emissionshandel – find ich gut. Im Gespräch mit dem Reiseradio erläutert er gleich auch seinen Standpunkt.

Reiseradio 074 – Ist „All Inclusive“ doch ein Segen für das Urlaubsland? / Mandarin Oriental will außerhalb Asiens wachsen / Aufwachsen in Hotellegenden: Elisabeth Gürtler vom Sacher und Andrea Kracht vom Baur Au Lac erzählen / Warum Venedig trotz Bettensteuer magisch bleibt

Das Reiseradio mag sich nach den Fernsehbildern von Irene auf einmal gar nicht mehr so echauffieren über die gelegentlichen Regengüsse der letzten Tage. Bei solchen Wettergewalten sind wir ja doch noch in unseren Breitengeraden quasi auf einer Insel der Seeligen. Flugstreichungen an die Ostküste der Vereinigten Staaten, Kreuzfahrtschiffe, die panikartig verfrüht aus den Häfen flüchteten und lieber hunderte Passagiere an Land zurückließen, als sich auf das Wagnis „Sturm am Kai“ einzulassen. Und was geschieht eigentlich mit all den Flugzeugen, die auf den Rollfeldern herumstehen? Angesichts herumfliegender Hausteile keine sehr beruhigende Vorstellung, nach Abzug der Sturmwolken so einen durchgerüttelten Flieger einzusteigen…

Wir bleiben heute lieber ganz fest auf dem Boden. Es geht um Menschen und Hotels im weiteren Sinne. Erstes Thema wird sein „All Inclusive“. Für manche Tourismuskritiker stellen diese Anlagen ja das Übel schlechthin dar des modernen Volumen-Tourismus. Doch wenn man die Argumente gegen diese Urlaubsform mal genau hinterfragt und konsequent weiterdenkt, dann entpuppt sich so manches als sozialromantischer Kitsch – wie die Mär vom armen Strandbarbetreiber Juan, der wegen All Inclusive seine Existenz verliert. Über die Wertschöpfung der All-Inclusive-Hotels unterhalte ich mich mit Professor Harald Zeiss von der Hochschule Harz, dem Leiter Nachhaltigkeitsmanagement der TUI.

Luxusherbergen der Fünf-Sterne-Plus-Klasse sind so der gefühlte Gegenentwurf zu den All-you-can-eat-Büffets und der Pinacolada aus dem Plastikbecher. Eine asiatische Kette mischt da ganz oben mit: Mandarin-Oriental. Und wie ein Bestandteil des Doppelnamens schon vermuten lässt: Mit dem Stammhaus in Bangkok, eben dem Oriental, hat man das schon zigfach als bestes Hotel der Welt ausgezeichnete Haus im Portfolio. Nun will sich die Gruppe stark auf dem nicht-asiatischen Markt ausdehnen. Ob das klappen kann, darüber unterhielt ich mich beim Frühstück mit dem Verkaufsdirektor Joachim Weber in Barcelona.

Wie ist es eigentlich, wenn man in Luxushotels quasi aufwächst, weil das Haus mit der Familie so eng verknüpft ist? Zum Beispiel in den beiden Signaturhotels in Österreich und der Schweiz? Die Rede ist vom legendären Sacher in Wien und dem schönen Baur Au Lac in Zürich. Ich hatte die Chance, Elisabeth Gürtler und Andrea Kracht gemeinsam zu sprechen. Eine kleine Philosophie auch über den Begriff Luxus.

Gerade erst hat Venedig beschlossen, auch eine Bettensteuer einzuführen. So Pi mal Daumen einen Euro pro Tag und Hotelstern. Kleine Prognose: das wird die Menschen nicht davon abhalten, die magische Lagunenstadt weiter tot zu lieben. Gloria Beggiato ist auch Tochter einer Hoteliersfamilie, nämlich die des Metropole. Sie würde lieber eine Eintrittsgebühr für Tagesgäste sehen. Denn die vor allem sind es, die entlang der Kanäle und Brücken das Schauen und Verweilen fast unmöglich machen. Trotzdem ist es eine Liebeserklärung an ihre Geburtsstadt.

Reiseradio 072 – L’Tur Chef Markus Orth macht morgens den Regentanz / TUI’s Mann fürs Ferne Steffen Böhnke lockt mit Sommer-Garantie / Tessins Werber Patrick Lardi hütet nicht nur die Villen der deutschen Arbeiter-Klasse / Karl Born beißt die Krise

Das Reiseradio war die letzten zwei Wochen auf Tour zwar nicht gerade vom Winde verweht, aber vom Wasser gepeinigt, wie fast alle Urlauber im nicht fernen, erdgebundenen Umfeld. Ansichtskarten von Freunden vom Mittelmeer lösen zugegeben momentan leichte Neidgefühle aus bei den zu Hause Gebliebenen… Anyway. Es gibt auch Menschen, die sich gar nicht mehr einkriegen können vor Freude beim Blick derzeit in den Himmel. Markus Orth gehört dazu, der Chef des Last Minute Veranstalters L’Tur. Dem pinken Unternehmen geht es rosig, wenn es regnet. Denn dann wollen alle nur noch weit weg. Und die Ostsee ist keine wirkliche Option. Wie das Geschäft wo wie läuft und wer was bucht, darüber unterhielt ich mich mit ihm in Baden Baden am Firmensitz. Logisch, bei Regen.

Nur weg, möglichst ganz weit weg, denken gerade viele. Vielleicht sogar auf Fernreise. Denn die soll ja derzeit boomen, wie alle Veranstalter versichern; trotz der seit Jahre entflammten Liebe zu den Erdgebundenen Zielen. Und das ist ja einigermaßen ulkig, gerade im Sommer. Denn in den meisten Fernreise-Destinationen ist dann das Wetter auch nicht besser. Aber wenigstens ist der Regen warm. Bisher war die Fernreise bei der TUI zwar gut vertreten im Portfolio, aber Marktführer war der Markführer in dem Bereich sicher nicht. Jetzt wird nachgerüstet mit allerlei Garantien und viel Marketingdruck. Zuständig für das Exotische bei der TUI ist Steffen Böhnke. Und er erklärt uns gleich, was eine Sommergarantie ist. Keine Vorfreude bitte: sie gilt nicht für Deutschland-Urlaub.

Aber man muss zum Glück nicht ganz so weit weg, wenn man mediterranes Feeling spüren möchte. Die Schweiz zum Beispiel hat einen wunderbaren Kanton namens Tessin. Da ist man schon fast in Italien, aber irgendwie noch beim heimischen Nachbarn. Zugegeben, zur Zeit schmerzt das, wenn Sie auf der Piazza in Ascona eine Pizza essen oder ein Risotto und mit einem Glas Wein eine, dem teuren Franken sei’s geschuldet, astronomische Rechnung verdauen müssen als Dessert. Aber schön ist’s schon. Wer könnte das besser in Worte kleiden, als Patrick Lardi, der als Topmanager des Tessin-Tourismus nicht müde wird, zu betonen, dass nicht nur die Villen im Tessin entzücken, sondern auch die wilde Natur zum Fast-Nulltarif.

Was kann man an einem regnerischen Sonntagabend besseres zur Aufmunterung tun, als mit seinem Lieblingsprofessor zu skypen..? Na eben. Die Themen schwammen uns nur so zu… vom Deutschland-Regen und seinen möglichen Auswirkungen auf nächstes Jahr, den kalten Duschen im Thomas Cook Management, dem Wassereinbruch in der TUI-eigenen Containerschifffahrt, dem nassen Lappen im Gesicht des Airberlin-Chefs Hunold bis hin zu den Tränen des Lachens über die Berliner, die freiwillig Flughafen-Chaos spielen.

Karl Born beißt die Krise

Das Sommermärchen Deutschland wurde zumindest dieses Jahr eine touristische Regenballade. Ob das der Urlauber der Heimat übel nimmt, dazu hole ich mir gleich professoralen Rat. Aber Karl Born hat natürlich auch wie immer gute Ideen für die Urlaubs-Zufriedenheit von Peter Fankhauser, die Schiffs-Allergie von Michael Frenzel, die Flugangst eines Joachim Hunold, den Masochismus von Berliner Flughafen-Testern und der vermuteten und erhofften Magersucht weiblicher All-Inklusive Urlauberinnen. Bissige Bemerkungen, wie Sie sie jede Woche im Reiseradio erhoffen.