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Ein Abschuss und die Folgen

Lautsprecher 172 – Der „Was mit Reisen“ Standpunkt

drensek_kommentarIhr Reiseradio hat die letzten Tage im wunderschönen Baden-Baden im Schwarzwald verbracht; unter anderem auch beim traditionellen BBQ von L’tur im Garten ihrer Villa an der Lichtentaler Allee. Diese eigentlich unprätentiöse Veranstaltung hat sich in den letzten Jahren immer mehr zu einer Art G8 Gipfel der Reiseindustrie entwickelt. Top-Manager der Reisebranche unter sich, großzügig spendend für United Charity von Dagmar Kögel, der Frau von L’tur Gründer Karlheinz Kögel, und offen diskutierend über Probleme und Prognosen bei Schwertfisch und Filet von den Grills des Medici, quasi der L’tur Hauskantine.

Es war der Tag des schockierenden Abschusses der Malaysian Air durch, so verdichtet es sich immer mehr, russische Macho-Terroristen, ob nun dies oder jenseits der ukrainischen Ostgrenze. Dieses Verbrechen, auch wenn es bei uns medial angesichts von „nur“ vier toten Deutschen an Bord lange nicht so emotional aufbereitet wurde, wie bei unseren holländischen Nachbarn, erschüttert auch die Reisebranche ins Mark, wie man an dem Abend merken konnte.

Zwar werden die Urlaubsmacher schon seit langem durch exogene Krisen herausgefordert, die sie überwiegend durch gutes Management bewältigen. Man hat sich auch mit manchmal fragwürdigen Reisehinweisen eines überfordert scheinenden Auswärtigen Amtes arrangiert und selbst politische Bankrotterklärungen, wie die Nicht-Organisation einer Aschewolke irgendwie gemeistert. Aber hier geht es an die Substanz. Ein Jet voller unschuldiger Menschen, viele davon Urlauber, auf dem Weg nach Asien, wird verheerend zerstört, weil irgendwelche Terroristen mit dem IQ eines Toastbrots es können und gerade Lust darauf haben.

Das ist das ultimative Drama der völligen Ohnmacht. Es gibt Menschen, die sind beim Reisen vorsichtig geworden. Für meine Begriffe übervorsichtig und manchmal auch grundlos panisch. Sie meiden Regionen und Nationalitäten nur wegen eines Bauchgefühls. Sie lassen sich von im Kern unsinnigen und auf Show ausgelegten Kontrollen in Flughäfen drangsalieren, „weil es ja so sein muss für unsere Sicherheit“. Sie sind nicht Abenteuer-suchend und wegen des Rundum-sorglos-Versprechens der Branche auch eher nicht reiseerfahren im klassischen Sinn. Und dann haben sie gerade ihr Menü gegessen an Bord und werden in der nächsten Sekunde in einen tödlichen Absturz geschickt. Nur weil sie zufällig auf ihrem Weg nach Kuala Lumpur einigen Arschlöchern in ihrem Raketenpanzer ins Fadenkreuz gerieten.

Dass etliche Menschen in diesen Tagen mit einem subjektiv sehr unguten Gefühl in ihre Ferienflieger steigen.. – wer will es ihnen verdenken? Dazu noch die objektiv harmlosen aber spektakulär erschienenen Raketensplitter auf dem Deck der AIDA vor Israel. Und das ausgerechnet in den Tagen und Wochen, die für die Industrie angesichts der bisherigen Buchungslage bis Ende der WM höchste Priorität haben… Die Auswirkungen möchte sich noch niemand ausmalen…