Reiseradio – Sendung 204
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Die Nachlese der 50. ITB. Was bleibt? 14 interessante Gespräche konnte ich führen für Ihr Reiseradio. Heute präsentiere ich Ihnen den ersten Schwung, in dem es mehr um das Grundsätzliche geht. Die großen Herausforderungen. Norbert Fiebig, der Präsident des Deutschen Reiseverbandes, versucht in unserem Gespräch das Gute im Komplizierten zu finden. Das Komplizierte sind die Player im Internet, die immer mehr das wohl geordnete Gefüge im Vertrieb durcheinanderbringen. Immer mehr Menschen nutzen den Computer für ihre Reiseplanung. Das Gute im Thema: Es sind vor allem die, die schon früher um jedes Reisebüro einen Bogen gemacht haben. Damals allerdings organisierten sie ihren Urlaub ganz old-school – mit Telefonaten, Briefen und Faxen ins Ferienland. Oder noch verwegener, durch spontane Buchungsentscheidungen vor Ort. Man klammert sich beim DRV also an den Silberstreif, dass zumindest die Planung immer mehr in Richtung voraus organisierende Industrie geht. Ob aus Bequemlichkeit oder aus einem stärkeren Sicherheitsbedürfnis heraus. dazu befrage ich gleich Norbert Fiebig.
Auch Michael Frenzel, der Präsident des Bundesverbandes der Tourismus-Wirtschaft BTW möchte ITB-gerecht Optimismus verbreiten. Bei aller Sorge darüber, dass 2016 vielleicht doch nicht ganz so erfolgreich wird, wie geplant, möchte er die Leistung und Verantwortung der Branche würdigen. Einmal als Angebot für arbeitssuchende Flüchtlinge bei uns im Land, aber auch als Entwicklungshelfer in Schwellenländern, die ohne die Einnahmen aus dem Tourismus noch weniger Menschen eine Lebensperspektive bieten würden. Dieser Nebeneffekt der deutschen Reiselust ist in den letzten Jahren vielleicht nicht genügend gewürdigt worden. Für Michael Frenzel ist es deshalb fast schon „zynisch“, wenn Tourismuskritiker vor Reisen in Schwellenländer warnen. Warum? mehr dazu im Gespräch gleich.
Eine Sparte innerhalb des Reisens außerhalb Deutschlands boomt seit vielen Jahren ungebrochen: die Kreuzfahrt. Auf den Meeren sind die Deutschen nach den Amerikanern bereits die zweitwichtigste Nation. Und angesichts all der geplanten Neubauten ist die Prognose mehr als optimistisch, dass sich daran nichts ändern wird. Vielleicht ist es auch das Sicherheitsempfinden, das diese Entwicklung begünstigt. Nicht nur my home, auch my ship is my castle. Kein Wunder, dass viele Reedereien fast schon paranoid Häfen aus dem Programm streichen, wenn auch nur der kleinste Zweifel besteht, dass das Land hinter dem Hafen nicht mehr Disneyworld ist. Darüber unterhalte ich mich mit Helge Grammerstorf, dem Deutschland-Direktor der Cruise Lines International Association CLIA.
Von der Rundum-Versorgung auf dem Schiff wechseln wir zur Eigenversorgung an Land. Ferienwohnungen und Ferienhäuser sind mittlerweile ein riesiger Markt in Deutschland. Experten schätzen, über 100 Millionen Übernachtungen werden dort gebucht. Und doch ist der Markt grau, da offiziell nur Unternehmen mit mehr als 10 Zimmern gezählt werden. Die machen gerade mal ein Drittel der verfügbaren Betten aus. Der Gesetzgeber ist von diesem Trend völlig überrollt worden. Es gelten Baunutzungsverordnungen, die seit den 60er Jahren kein Jurist mehr angefasst hat, und die nun gerade in Feriengebieten viele Privatvermieter bedrohen. Da die meisten privaten Unterkünfte in Wohngebieten zu finden sind, genügt eine Klage eines bösen Nachbarn und der Vermieter müsste rechtlich aufgeben. Ein Umstand, den Reinhard Meyer, der Präsident des Deutschen Tourismusverbandes, unerträglich empfindet. Mehr dazu gleich in unserem Gespräch.
Und einen der großen Veranstalter wollen wir heute auch zu Wort kommen lassen: Dietmar Gunz von FTI. Die Münchener sind wegen ihrer Eigentümer-Struktur gezwungenermaßen in Ägypten sehr präsent und haben auch sonst eine große Affinität zum arabisch-nordafrikanischen Raum. Marokko sollte diesen Sommer das neue Tunesien werden. Seit der Silvesternacht ist das im Vertrieb kein Selbstläufer mehr für das eigentlich so attraktive Land. Wie FTI sich seinen speziellen Herausforderungen stellt, die nicht nur in den Zielgebieten liegen, sondern auch in der Konkurrenz der Online-Anbieter, darüber mehr gleich mit Dietmar Gunz.