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DRV-Tagung: Der Ball tanzt nicht

Lautsprecher 217 – der „Was mit Reisen“-Standpunkt

cropped-drensek_kommentar.jpgNun ist auch der quasi DRV-Tag in Berlin überstanden. Tourismusgipfel reloaded sozusagen. Doch während der BTW sich vor Wochen lieber im kristall-lüsternen Ballsaal des Adlons ein bisschen selbst zelebrierte und sich deshalb auch leicht masochistisch von einer unvorbereitet durch die Themen irrlichternden Kanzlerin sedieren ließ, musste der arbeitende Teil der Branche sich zuhörend im Tiefgeschoss einer ehemaligen Bauruine eines geplanten Einkaufszentrums im grauen Berlin Lichtenberg durch die profanen Bedrohungen des touristischen Alltagsgeschäfts kämpfen.

Emotionaler Tiefpunkt: das halbstündige, feinziselierte  Unsicherheitsszenario der terroristischen Weltlage durch Ex-BKA-Chef Jörg Ziercke, dessen Conclusio, die Reisebranche würde ziemlich sicher auch weiter oder sogar mehr durch Anschläge erschüttert, genauso wenig Optimismus versprühte, wie die nachfolgende von Sachkenntnis ungetrübte, verschwurbelte Handlungsanweisung an die Reiseindustrie, sehr offen kommunikativ damit umzugehen. Vorgenuschelt von einem als Kanzlerin-Berater vorgestellten Menschen, dessen Name mir aus Rest-Respekt entfallen ist.

Wenn auf so einer Tagung das Kurz-Referat des politischen Staatssekretärs aus dem Justizministerium, Gerd Billen, schon als Silberstreif am Horizont der Auseinandersetzung wegen der EU-Pauschalreise-Richtlinie interpretiert wird – dass man also dankbar ist, dass die politisch so gewollten Fesseln im Geschäft vor allem der Reisebüros jetzt wenigstens mit nachhaltig gewonnener Lammwolle weicher gemacht werden sollen – dann ahnt man, dass dieses Mal der Ball nicht tanzte auf der Ersatzveranstaltung für Kusadasi.

Zur leicht bedrückten Grundstimmung trug sicher auch der alternative Tagungsort bei, in einer Ecke von Berlin, in der man, gerade als Touristiker, nicht tot über dem Zaun hängen mag. Dabei hatte der DRV in der Kürze der Zeit das Beste aus der verfahrenen Situation gemacht; ahnend, dass nun, nach dem Auffeudeln, eben ohne großzügige Gastgeber ein Minus in der Kasse der Service GmbH verbleiben dürfte.

Und auch etliche Teilnehmer erreichten die Tagung trotz nun kurzer Entfernung wegen der Flugstreiks am Donnerstag eher angenervt. Weshalb es wiederum nicht verwunderte, warum ziemlich verlässlich das unschuldige Wort Airline jeden Small Talk zu einer hochemotionalen Angelegenheit werden ließ. Die Branche ist mittlerweile mega angefasst von ihrem fliegenden Personal. Das immer noch dramatische Trudeln der touristisch wichtigen Airberlin, die sich weiter hinziehenden Drohkulissen von UFO und Vereinigung Cockpit und der unsägliche, rechtswidrige wilde Streik der TUI Fly Mitarbeiter vor Wochen haben Sympathie und Rest-Verständnis mehr oder weniger vernichtet.

Vor allem TUI Fly wird es schwer haben in der künftigen Akzeptanz. Die Aktion einiger Provokateure des fliegenden Personals, die durchaus auch innerhalb der Belegschaft zu Tränen und fliegenden Stühlen in den Crew-Aufenthaltsräumen führte, wie man hörte, dürfte in der Konsequenz ziemlich sicher dazu führen, dass der Name TUI Fly vom deutschen Markt verschwinden wird. Aus für die hochtrabenden Pläne noch vor Jahresfrist, alle Konzern-Airlines unter dem Prestige-trächtigen Emblem der TUI zu vereinen. TUI Fly ist zur Zeit das reinste Marketinggift für den deutschen Teil von Europas größtem Reiseveranstalter. Und da die Branche dringend ebenso die Ferienflieger der Airberlin braucht, kann man nach dem, was man in den DRV-Kaffeepausen so hörte, jetzt schon Wetten annehmen, dass die Lackierer bereits viel Farbe ordern, um demnächst etliche Flugzeuge, auch aus Hannover, auf den Wettbewerbs-Kompromissnamen Niki umzubranden. Was eine eingebildete Massen-Erkrankung doch für eine katalytische Wirkung entfesseln kann….

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