Touristik Talk

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Hintergrund, Klatsch und Service für Touristik-Profis

Reiseradio 169 – Surprice-Hotels: Billiger durch Blind Booking / Adamare Singlereisen: Allein mit Lust / Aida: Bühnenleben eines Conférenciers

Das Reiseradio hat sich diese Woche klammheimlich darüber amüsiert, dass die Halbwertzeit der geheimnisvollen Ankündigung von Noch-TUI-Cruises Chef Richard Vogel bei der Taufe der Mein Schiff 3, zu gegebener Zeit würde vielleicht in einigen Wochen schon noch bekanntgegeben, wer ihm auf die Kommandobrücke nachfolge und wohin es ihn persönlich zieht, letztendlich nur wenige Stunden beziehungsweise Tage betrug. Dann meldete bereits die Fachpresse Ross und Reiter und neues Gestüt.
Merke: wenn Dinge feststehen, dann raus damit, wenn man die Informationshoheit behalten will. In der notorisch quassellustigen touristischen Branche halten Geheimnisse nur bis zum zweiten Champagnerglas. Dass Wybcke Meier ihm persönlich folgt, hatten wir schon in der letzten Sendung berichtet. Eine glänzende Wahl, denn das emotional aufgeladene Produkt bekommt hier eine stimmige Markenbotschafterin, die gut verkaufen kann, wie sie schon an unterschiedlichster Stelle bewies.
Auch das Engagement von Richard Vogel bei der Deutschen See-Reederei, die nur noch an Land tätig ist, bei seinem alten Weggefährten Konsul Rahe, zeigt, wie wundersam sich passende touristische Kreise immer wieder fügen. Für A-rosa und aja-Hotels wird die Personalie einen Schub geben, die Immobilien noch zeitgemäßer mit soft skills zu veredeln.
Also alle happy? Nun ja, der reiselustigste Bankier Deutschlands, Wolfgang Altmüller, bekam für Wybcke Meier auf dem Transfermarkt sicherlich eine nette Entschädigungssumme von der TUI, aber muss nun Posten besetzen; unter anderem beim Luxusreiseveranstalter Windrose. Ein Schelm, wer vermutet, die nächste Chefin in Berlin könnte einen Doppelnamen haben und sich mit hochpreisigstem Reisen perfekt auskennen… Womit sich wieder Kreise schließen würden. Das muntere Personenraten bleibt also unterhaltsam.
Schiff ist übrigens auch in dieser Reiseradio-Sendung wieder ein Thema: ausgleichende Gerechtigkeit – dieses Mal geht es auf die AIDA. Bei einem Besuch auf dem neuesten Schiff der Flotte, der Stella, habe ich mich mal um einen Bereich gekümmert, in dem AIDA für den deutschsprachigen Markt ein Alleinstellungsmerkmal hat: kein anderes Unternehmen investiert so viel Kreativität und Manpower in den Bereich Abendunterhaltung. Im eigenen Entertainment-Haus auf St. Pauli entstehen, immer noch künstlerisch beratend durch Corny Littmann vom Schmidts Tivoli Theater, Showproduktionen, die die Mitbewerber blass aussehen lassen. Allein im letzten Jahr gab es 17 Premieren. Die 10 Schiffe der Flotte sind hungrig nach Unterhaltung. 46 Stunden Showbusiness sind es, die 700 Artisten und Mitarbeiter für bis zu 18.000 Zuschauer aufführen – jeden einzelnen Tag! AIDA hat sich damit fast unbeachtet zu einem der größten Entertainment-Produzenten in Deutschland gemausert. Ich sprach mit einem der 700, dem Conférencier Tom Ahrendt, über den hochwertigen Tingel-Tangel. Seine Aufgabe ist kompliziert: er muss die Passagiere animieren, im zentralen come & go Theatrium in der Mitte des Schiffs zu verweilen; quasi Menschenfänger spielen, wie früher auf dem Jahrmarkt. Interessante Erkenntnisse. Und weil „Was mit Reisen“ ja multimedial ist, können Sie auch einen dazu passenden Film auf der Website neben dem Interview finden. Was passiert, wenn neue Artisten an Bord kommen?
So unterhaltsam auch ein AIDA Schiff sein mag – für Singles ist es nicht die Erste Wahl. Aus einem einfachen Grund: Einzelkabinen sind für die meisten Interessenten zu teuer. Auch die naheliegende Idee der angeblich so hyper-kommunikativen Ferienclubs an Land kann schnell zu Frust führen. Glücklich an solchen Orten sind nur Naturen, die von sich aus die Fähigkeit haben, sehr aktiv auf andere Gäste oder Gruppen zuzugehen. Etwas Introvertierte fühlen sich in Ferienclub ziemlich einsam. Diese Marktlücke hat Adamare Singlereisen entdeckt. Seit sechs Jahren veranstaltet man schon sehr erfolgreich Gruppenreisen für „Menschen ohne Partner“. Der Begriff hört sich vielleicht etwas verschwurbelt an, aber ist sehr trennscharf. Denn man will nur echte Singles dabei haben, obwohl man sich bei Adamare nicht als Partnervermittlung sieht. Deshalb sollte da keine Bessere Hälfte, von der man mal eine kleine Auszeit nehmen wollte, zu Hause warten. Man weiss ja nie… Wie das Konzept funktioniert, darüber unterhalte ich mich mit Geschäftsführer Steffen Butzko.
Und wir kümmern uns im Reiseradio wieder einmal um eines der sympathischen Start-Ups der virtuellen Reisebranche. Heute geht es um Surprice-Hotels. Surprice mit „c“ geschrieben. Denn die Hotels, die dort gelistet sind, sollen nicht nur überraschen, sondern auch durch treffliche Preis-Abschläge erfreuen. Clou: Auf der Website sieht man nur Bilder, Hotelbeschreibung und Lageplan, aber nicht, um welches Hotel es sich tatsächlich handelt. Den Namen erfährt man erst nach der Buchung. Blind Booking nennt man so etwas. Und es scheint ein durchaus interessanter Markt zu sein; auch für Hoteliers, die nicht wollen, dass supergünstige Preise in irgendwelchen Systemen gelistet werden. Wie das Modell funktioniert, darüber unterhalte ich mich mit dem CEO von Surprice Hotels, Christian Riesenberger.

Adamare Single-Reisen

Reiseradio 140 – Kölner DER-Touristik optimistisch: Ägypten nicht verloren / Traumjob Hoteltester? Mystery Checks bei TUI / Alleine aber nicht einsam: Adamare Singlereisen

Das Reiseradio meldet sich diese und nächste Woche noch mitten aus der Tournee, der Karawane der Fachjournalisten, die von einem zum anderen Veranstalter pilgert, um Erbauliches zur kommenden Wintersaison zu erfahren. Für die Gastgeber heißt das in diesen Tagen, flexibel zu sein in der Agenda. TUI hatte mit den aufflammenden Protesten gegen islamistische Demokratiefeinde in der Türkei zu kämpfen, die drohten, dem Business-as-usual die auch touristische Nachrichtenlage zu stehlen, und die Kölner DER Touristik traf nun voll Ägypten. Dabei hatte man sich auf vielen Charts auf den Regensommer hierzulande vorbereitet, und dass man trotzdem das erdgebundene Geschäft nicht aufgegeben sehen möchte für 2013.

Konnte man vor Jahren noch Krisen in Urlaubsländern an wenigen Fingern ablesen, aufs Jahr gesehen, gibt es gefühlt mittlerweile keinen Monat, an dem nicht Schlagzeilen touristische Buchungen zum Teil sogar massiv beeinflussen. Das macht die Prognosen auf Pressekonferenzen sehr kraftlos. Sie bleiben bei aller verschwurbelten Zahlenakrobatik vorsichtig, weil man sich Monate später die Peinlichkeit ersparen möchte, Performance unter Wert verkünden zu müssen.

Und auch den Wert der Pauschalreise in Krisenzeiten mag man eben nicht zu stark herausstellen, so lange die Krise noch virulent ist. Denn Statements, wie „buchen Sie gerade jetzt Ihren Erholungsurlaub pauschal bei uns, weil wir Sie schnell und sicher rausholen werden, sollte es tatsächlich krachen“, machen sich nur bedingt gut bei der Ankurbelung der Reiselust…

Kein leichtes Podium also für Sören Hartmann, zum ersten Mal im Zeichen des roten Koffergriffs, den DER Touristik Volumenmarkt zu erläutern und wie man mit den aktuellen Herausforderungen umgehen möchte. Details Backstage der offiziellen Pressekonferenz-Statements gleich im Gespräch mit ihm.

Den Rest dieses Reiseradios wollen wir aber bewusst mit schönen Gesprächsthemen füllen. Zum Beispiel habe ich Stefanie Schulze zur Wiesch getroffen, die neue TUI Marketingchefin, die immer auch noch zusätzlich verantwortlich ist für die Qualität der TUI-exklusiven Konzepthotels. Sie hat ein Thema in ihrem Verantwortungsbereich, dass Potenzial zum Traumjob hat: Ihr berichten die Hoteltester, die für die TUI das ganze Jahr über die Mystery-Checks machen. Das hört sich doch nach alimentiertem Urlaub-machen an. Also in etwa demselben Vorurteil, mit dem zum Beispiel wir Reisejournalisten immer zu kämpfen haben. Was es mit dem Mystery Check auf sich hat, und wie sehr dieser in furchtbar viel Arbeit ausarten kann, das erfahren Sie gleich in einem exklusiven O-Ton aus erster Hand.

Alleine zu sein, aber nicht einsam, das ist ein Lebensentwurf, der vor allem in Großstädten immer mehr um sich greift. Das bewusste Single-Dasein. Im Freundes- und Bekanntenkreis funktioniert das auch ganz gut – bis zu dem Punkt, wenn es in Urlaub geht und aus irgendwelchen Gründen eine Reise allein gebucht wird. Aus eigener Erfahrung muss ich sagen, das kann die Pest sein, allein in einem normalen Ferienhotel oder auch Pärchen-lastigen Resort beziehungsweise Studienreise seine Urlaubstage zu verbringen…

Diese Marktlücke schließt seit einigen Jahren der Berliner Klein-Veranstalter Adamare-Singlereisen. Und ich weiß, was Sie jetzt denken, denn ich dachte es auch sofort, als ich überlegte, daraus mal eine Geschichte zu machen: das ist doch nur eine Partnervermittlung mit angeschlossenem Reisebüro. Und dann traf ich im Prenzlauer Berg Steffen Butzko, den Mann hinter Adamare. Und muss zugeben, es ist ein faszinierendes Konzept ganz weit weg von Speed-Dating unter der Urlaubssonne. Es funktioniert, weil die Nische unterhalb des Radars der großen Veranstalter bleibt. Hintergründe, was da genau passiert bei Adamare, gleich hier im Reiseradio.